© 2011 Martin Kreuels

Überheblichkeit

Zur Zeit wird viel über unseren Verteidigungsminister diskutiert. Ob er einen guten Job macht, kann ich nicht beurteilen, dazu fehlt mir politische Kompetenz. Er kommt zumindest relativ smart rüber. Ich fand gestern allerdings einen Ausspruch eines Rechtswissenschaftlers interessant, den ich hier sinngemäß widergebe: “Vor ein paar Jahren wurde einer Angestellten gekündigt, weil sie ein nicht mehr verwendetes Teilchen, welches in den Müll gewandert wäre, gegessen hatte.”
Hier hat ein Mensch offensichtlich getäuscht und wird nur aufgrund seines Amtes weiterhin gehalten. Was unterscheidet den Minister von der Angestellten? Und ab wann verzeiht man, verzeihen wir, Fehltritte? Hätte die Angestellte ihren Job behalten, wenn sie eine Extrarunde geputzt hätte, nur weil sie dann einen guten Job gemacht hätte?

Und was ist das für ein Bild für und über Wissenschaftler? Mit der universitären Ausbildung, die ich bekommen habe, ist der Faktor Ehre in der Wissenschaft ein traditionelles System, was als Leitfaden für gute Arbeit steht. Wissenschaftler, die offensichtlich betrügen oder Ergebnisse fälschen, gibt es immer wieder. Leider! Sie werden aber, wenn sie auffliegen, rigoros aus dem wissenschaftlichen System entfernt. Und es gibt noch einen Punkt, den wir nicht vergessen dürfen:

Ein Mensch, der in der Öffentlichkeit steht und im öffentlichen Raum handelt, wird auch von der Öffentlichkeit geprüft. Soll heißen, dass in unserer Zeit Fehler irgendwann auffliegen, weil alles digital vorhanden ist. Irgendjemand fängt immer an, irgendetwas zu prüfen. Sei es, dass die Demonstranten bei Stuttgart21 Handybilder der Vorgehensweise der Polizei ins Netz stellen oder Textteile einer Doktorarbeit ganz einfach und digital mal eben mit anderen öffentlich zugänglichen Textteilen abgeglichen werden. Daraus folgert: Wie kann man als öffentliche Person so überheblich sein anzunehmen, dass Handlungen nicht irgendwann auffliegen?

2 Comments

  1. Posted 1. März 2011 at 11:53 | #

    …na die Reaktion des Verteidigungsministers erfolgte dann ja prompt, aber wohl kaum auf meinen Text. Grins.

  2. Alexandra
    Posted 1. März 2011 at 10:04 | #

    Wie kann man sich überhaupt noch selbst mit gutem Gewissen betrachten, wenn man lügt und betrügt? Das gilt nicht nur für Politiker sondern für Menschen allgemein. Manchmal habe ich den Eindruck, man kann (leider) niemandem mehr trauen. Ich habe das Gefühl es gibt immer mehr Menschen die unehrlich sind, anderen gegenüber und somit auch sich selbst. Was schlimmer ist, keine Ahnung? Schlußendlich müssen die Menschen selber damit klar kommen und das mit ihrem eigenen Gewissen vereinbaren. Oft habe ich den Eindruck, es sind die die am lautesten brüllen, die den meisten Dreck am stecken haben nur um von sich abzulenken. Wo das unsere Gesellschaft hinführt weiß ich leider auch nicht. Irgendwann denkt man sich auch, ich bin ehrlich und werde hier verschaukelt, also mach ich das auch mal und so zieht das immer weitere Kreise. Eigentlich sehr schade. Mir ist es wichtig, ehrlich zu mir selbst zu sein. Klar kann man nicht immer “nur gut sein” das funktioniert nicht. Da fällt mir “Der gute Mensch von Sezuan” von Brecht ein. Ich will mich selber im Spiegel betrachten können. Da ich gerade in meinem eigenen Umfeld in letzter Zeit öfters so etwas erfahren habe, macht mich das gerade besonders betroffen,was man hier glaube ich auch merkt. Martin Du hast gerade einen wichtigen und auch sehr sensiblen Punkt angesprochen. Schwierig finde ich wird es dann, wenn Menschen etwas tun, was andere verletzt und sie in ihrer Ehre kränkt!

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